Die Geburt der Nation

("The Birth of a Nation")

c 1973 K. Wyborny

70 Min 16mm
mit / with Christoph Hemmerling, Angelika Düsing, Peter Flak, Hannes Hatje, Nick Busch

gedreht bei / shot near Erfoud in Marokko / Morocco 1972

Buch Kamera Regie /written filmed directed by K. Wyborny

Authentically 'New' German Cinema, and, simultaneously, an archaeology of narrative film itself, Wyborny's avant-garde landmark defines cinema as a 'nation' that has perversely acquired rulers, laws and hierarchies before it has even been physically mapped out. At first appearing to spin an elementary yarn of social organisation (the predictably fraught establishment of a rudimentary commune in the Moroccan desert of 1911) in the 'authoritative' film language of DW Griffith, Wyborny proceeds to break down that language to its constituent elements and produce fragmentary hints of alternatives. Structural film-making of a rare wit and accessibility results, with flashes of appropriate absurdity highlighting the redundancy of closed systems, whether social or cinematic.
- PT, 'Time Out Film Guide, London 2010

Ein klassischer Fall von Demontage des Konstruierten. Zum letzten Mal, so erscheint es uns, wird in "Die Geburt der Nation" der Versuch unternommen, mit den Mitteln der von Griffith zu Biograph-Zeiten entwickelten Methoden den narrativen Zusammenhang einer filmischen Erzählung zu erzeugen. Ebenso lapidar fundamental wie von sanfter Ironie beseelt wird innerhalb von 25 Filmminuten der Aufbau und Zerfall einer Staatsgründung erzählt, den sich eine in die Wüste verschlagene Gruppe junger Menschen auferlegt. Vom Scheitern seiner Protagonisten ungetrübt, wendet sich der Film dann im zweiten Teil vehement der Analyse von Potenz und Konsequenzen seiner angewandten erzählerischen Mittel zu; vielleicht sogar um in der eigenen Versuchsanordnung das Analog zum behaupteten Scheitern ganzer Gesellschaften zu finden: Aus enttäuschten Projektionen wurden projizierte Enttäuschungen!
Wybornys meisterhaft inszenierte Selbstreflexion filmischer Mittel eröffnet programmatisch eine Diskussion über die Angemessenheit des Aufwandes, den ein repräsentativer Spielfilm meint, betreiben zu dürfen. Wyborny verwertet im zweiten Teil seines Films dessen Reste und extrahiert als Resultat den Differentialquotienten von Handlung: Bewegung bleibt als Ritze in der Zeit sichtbar, alles andere verwandelt sich in einen schwarzen Block.

- Heinz Emigholz, Arsenal Berlin, Programm Februar 1994

Deutscher Kommentar | English Commentary

Zur Premiere am 30.5.73 im Abaton Hamburg (nur auf CD-Version)
Kritik von / Review by Tony Rayns, Sight and Sound London, Winter 1973/74
Jonas Mekas about Klaus Wyborny, Village Voice New York 1973-1975
Excerpt from an interview with members of the Camera Obscura Collective, San Francisco Juli 1975
Kritik von Harmut Bitomsky, Filmkritik 10 / 79, S. 485
Vortrag vom 22.10.92 in der HBK Hamburg
Beschreibung der Tanzszene in "Was erwarten wir eigentlich von Bildern"
Kritik von Rainer Bellenbaum (Texte zur Kunst, Sept. 2005)


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